Gemischte Flotten erfolgreich modern managen
Schon 1998 hat die Reichhardt GmbH Steuerungstechnik mit PSR eines der ersten automatischen Lenksysteme in den Markt gebracht. In den folgenden Jahren wurde das Geschäft mit und für OEM-Partnern sowie als Nachrüstlösung weiter ausgebaut. 2006 gründete Andreas Reichhardt seine Nordamerikanische Tochterfirma.
- Herr Reichhardt, wie kam es zur Gründung Ihrer US-Firma und wie hat sie sich in den letzten 15 Jahren entwickelt?
Reichhardt: Ich erhielt 2003 eine Einladung in das Red River Valley. Ich war sehr beeindruckt von den landwirtschaftlichen Strukturen in USA. Sie unterscheiden sich grundlegend von dem, was wir in den meisten Teilen von Deutschland kennen. Wir haben kleine Strukturen, kleine Betriebe, sehr unterschiedliche Technik im Einsatz und was ich da gesehen hatte, war wirklich sehr hoch entwickelt. Und für mich war das wie eine Initialzündung in der Begegnung mit den Farmern und in der Erfahrung mit den landwirtschaftlichen Gegebenheiten. Für mich war klar, dass es da Bedarf an unseren Ideen und Lösungen gab.
- PFD: Warum haben Sie sich auf die automatische Lenkung fokussiert?
Reichhardt: Das ist eine gute Frage. Ich war fasziniert davon, dass ein mehrere Tonnen schweres Gerät automatisch gelenkt werden könnte und wir das immer noch mit der Hand machen. Wir führten viele Diskussionen, worin der Vorteil liegen sollte, Dinge zu automatisieren, die doch manuell gemacht werden können. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten in dieser Zeit. Denn das Argument war immer: Ich kann das viel besser. Unser Argument: Der Vorteil ist sichtbar – weniger Dünger, weniger Pflanzenschutzmittel, weniger Zeit, viel genauer, usw.
- PFD: Wie hat sich nun die Meinung der Anbauer verändert?
Reichhardt: Nun, ich denke, das Geschäft im Allgemeinen hat sich seit dieser Zeit verändert. Viele Lieferanten in der Landtechnik haben ziemlich zur gleichen Zeit damit begonnen sehr ähnliche Systeme zu entwickeln. Der gesamte Markt weltweit hatte begonnen sich zu verändern. Und die Farmer erkannten tatsächlich die Vorteile elektronischer Systeme, nicht nur „autosteer“, aber hauptsächlich in dieser Zeit.
Sobald die großen Firmen in dieses Geschäft eingestiegen waren, pushte das auch unser Geschäft ein wenig, aber unser Angebot war doch speziell. Die anderen konzentrierten sich zu Beginn nur auf GNSS-basierte Systeme. Wir starteten mit sogenannten lokalen Positionierungssystemen, die sich an der Reihe orientierten. Der Grund dafür war, dass in diesen frühen Zeiten das Pflanzen mit GNSS gemacht wurde und alle nachfolgenden Arbeiten manuell ausgeführt wurden, z. B. Pflanzenschutz ausbringen, streuen oder auch der Mähdrescher wurde manuell gefahren durch die krummen Reihen. Und das war schon eine Herausforderung und es gab tatsächlich Bedarf an einer Art automatischem Lenksystem, um den Reihen einfacher und genauer zu folgen.
- PFD: Wo sehen Sie die Landtechnik in den nächsten 15 Jahren?
Reichhardt: Das grundlegende Problem ist, dass wir die Landwirtschaft einfacher machen müssen. Landwirt ist ein wirklich harter Job. Man muss den Betrieb organisieren. Die Betriebe sind recht groß im Moment und auch weiter am wachsen. Die vielen Gerätschaften, die vielen Leute, mit denen man arbeitet, all das macht es notwendig, sehr effizient zu arbeiten. Und die Landwirtschaft verändert sich gerade sehr. Sie verschiebt sich vom Traktorfahren dahin, eine riesige Organisation zu managen und all das ist nur möglich mit der passenden elektronischen Ausstattung.
Der Landwirt braucht kleine Helferlein in seinem Traktor, an seinen Anbaugeräten, im Tagesgeschäft. Er muss seinen Betrieb führen während er auf dem Traktor sitzt. Es braucht die Verbindung zwischen Traktor, Anbaugerät, FMIS, den Hersteller, den Anbauer, die Industrie und insbesondere den Markt. Das ist was elektronische Vernetzung und Elektronik im Moment an Möglichkeiten eröffnen und das wird sich in den nächsten Jahren dramatisch weiterentwickeln.
Der ISOBUS erlaubt uns heute, gemischte Flotten mit hoher Effizienz zu bedienen. Da gibt es bestimmt noch Lücken, aber die Richtung stimmt schon. Das ist ungefähr so, als wenn wir alle eine Internet-Verbindung haben, aber jeder einen eigenen Stecker, das würde nicht funktionieren. In der Agrartechnik ist der ISOBUS dieser Stecker, der auch kontinuierlich weiterentwickelt wird. Und das ist auch die Zukunft, weil der Landwirt seine eigenen Entscheidungen treffen muss hinsichtlich der Farbe seiner Ausstattung, die er in seinem Betrieb verwenden möchte, egal wann und wo. Es ist seine Entscheidung und nur seine. Und deshalb gibt es einen großen Bedarf nach offener Architektur wie dem ISOBUS.
Ein weiterer Schritt, an dem wir gerade arbeiten, ist nicht nur die Verbindung vom Traktor zum Anbaugerät, sondern von dort ins Büro und weiter zu einer größeren Organisation, weiter zum Hersteller und zum Dienstleister. Unsere Idee derzeit, ist Consumer Technologie einzuführen, weil wir dabei von einem extrem schnellen Technologiefortschritt profitieren können. Das Tablet kann höchst gewinnbringend im landwirtschaftlichen Alltag eingesetzt werden.
- PFD: Was fehlt technologisch aus Ihrer Sicht zu diesem nächsten Schritt?
Reichhardt: Nun, es ist eigentlich schon alles da. Wir müssen daran arbeiten, die Dinge besser zu kombinieren und diesen zusätzlichen Nutzen auch erschließen zu können. Der ISOBUS ist einer dieser Bereiche, aber im Augenblick ist er in der Maschine.
Was wir brauchen, ist WLAN und internationale Standards um Daten zu transportieren und natürlich braucht das auch Datenschutz-Regularien. Aber dann können wir von der hohen Geschwindigkeit der Consumer Technologie profitieren. Alle drei Monate gibt es ein neues Smartphone, das doppelt so mächtig ist, wie das vorherige. Und warum sollte der Landwirt nicht genau von dieser Entwicklung profitieren? Und dort sehe ich unsere nächsten Entwicklungsschritte. Was mit diesen Verbindungen zwischen Maschine und Büro und anderen Dingen auch kommt – und auch schon im Markt auftaucht – sind Robotik und autonome Maschinen. Die einzige Möglichkeit, sie zu organisieren, ist sie zu vernetzen. Der Landwirt erhält die Chance alles zu sehen, alles zu managen, mit allem verbunden zu sein und die Daten auszutauschen.
- PFD: Welche Trends erwarten Sie im nächsten Jahr und wie reagieren Sie als Unternehmen darauf?
Reichhardt: Wir sind wirklich fasziniert von der Idee und wir erhalten auch Unterstützung von den großen Herstellern: Gemischte Flotten sind real und der Landwirt hat die Möglichkeit seine Ausstattung selbst zu wählen. Und zur selben Zeit trifft er auch seine Wahl in der Zusammenstellung seines Fuhrparks und mischt rot und grün und blau und gelb und die Entscheidung ist allein seine. Und wir sehen eine Zukunft mit unserem Angebot. Wir können solche gemischten Flotten verbinden und mit unseren Systemen im Markt anbieten. Die haben wir bereits und entwickeln sie auch ständig weiter, um dem Landwirt noch mehr Flexibilität zu geben in seiner Entscheidung.
Das komplette Interview im Original mit den Statements von Jayme Paquin, dem Geschäftsführer der Reichhardt Electronic Innovations in USA hören Sie im Podcast.
Aktuelle Lieferengpässe
und Empfehlung an die Händler
Reichhardt Electronic Innovations nutzt die Kommunikation mit Händlern und Landwirten, um Lösungen für Herausforderungen in der Lieferkette zu finden. Beziehungen sind der Schlüssel zum Erfolg von Reichhardt Electronic Innovations, einem Unternehmen für Präzisionslandwirtschaft, das sein 15-jähriges Bestehen feiert. Während der COVID-19-Pandemie und den daraus resultierenden Engpässen in der Lieferkette haben diese Beziehungen es Reichhardt ermöglicht gemeinsam mit den Vertriebspartnern die Anforderungen der Kunden weiterhin zu erfüllen.
„Kurzfristig können wir die nächsten 12 bis 24 Monate nur überstehen, wenn wir diese Beziehungen – die Beziehungen zu unseren Händlern und zu unseren OEMs – stärken, damit wir Lösungen für unsere Kunden finden, uns darauf konzentrieren und bei Bedarf anpassen können“, sagt Jayme Paquin, Geschäftsführer von Reichhardt Electronic Innovations.
Paquin und Andreas Reichhardt, Gründer von Reichhardt Electronic Innovations, sehen in den globalen Lieferkettenengpässen eine große Herausforderung für die nächsten 2 Jahre. Wie viele andere Technologieunternehmen hat auch Reichhardt in den letzten 6 -7 Monaten die Auswirkungen des weltweiten Mangels an Halbleiterchips zu spüren bekommen. Reichhardt sagt, dass die Vorlaufzeit für Chips mehr als 50 Wochen beträgt und immer noch instabil ist. Er hofft, dass sich der Markt bis zum Frühjahr oder Sommer 2022 ändern wird. Während die meisten elektronischen Geräte aus der östlichen Hemisphäre kommen, beginnt sich die Lieferkette nach Westen zu verlagern, aber diese Lösung wird Monate, wenn nicht Jahre dauern, sagt Reichhardt.
Er und Paquin sind davon überzeugt, dass das Unternehmen durch die Nutzung von Beziehungen Lösungen finden und erfolgreich sein wird, wenn der Chipmangel anhält. Sie sprechen offen über den Status der aktuellen Probleme und Bedürfnisse. Die ehrlichen Gespräche führen zu Lösungen, da die Mitarbeiter Möglichkeiten finden, Produkte austauschen oder Liefertermine zu ändern, um die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen.
„Es beginnt damit, dass man engen Kontakt zu den Landwirten und Händlern hält und die Situation häufig bespricht“, sagt Reichhardt. „Viele Probleme lassen sich durch das Finden von Alternativen lösen, und das setzt eine freundschaftliche und gute Beziehung voraus.“
Paquin ermutigt die Händler, ihre eigenen Beziehungen zu nutzen, um Schwierigkeiten in der Lieferkette zu überwinden. Indem er über die Situation spricht, kann ein Händler eine Alternative finden, die die Nachfrage befriedigen kann, oder Stellen finden, an denen Anpassungen vorgenommen werden können.
Händler und OEMs sollten auch die Lösungen identifizieren, die sie ihren Kunden in dieser Zeit anbieten können, und sich auf diese Optionen konzentrieren. Paquin sieht für die US-Händler von Reichhardt die Möglichkeit, ihren Marktanteil in den nächsten 12 – 24 Monaten zu erhöhen.
„Da der Maismarkt jetzt sehr stark ist, werden wir mehr Maisanbauflächen sehen“, sagt Paquin. „Bei dieser Menge an Anbauflächen ist es unerlässlich, dass sie effizient geerntet werden, der Ertrag optimiert wird und der Mais in den Markt kommt. Und genau das leistet unsere taktile Reihenführung PSR TAC.“
Sowohl Reichhardt als auch Paquin führen den Erfolg des Unternehmens auf einen starken Händlerkanal zurück. Sie sagen, dass sie in der Lage sind, einen effizienten Betrieb zu führen, weil sie gute Vertriebspartner haben.
„In diesen schwierigen Zeiten müssen wir Lösungen finden, und das können wir immer gemeinsam mit unserer Gruppe, unseren Händlern und unseren Landwirten tun“, sagt Reichhardt. „Wir sind eine kleine Organisation, und es ist für niemanden ein Problem, sich an diejenigen zu wenden, die in unserer Organisation die Entscheidungen treffen. Wir sind offen für Ideen.“
Quelle: Precision Farming Dealer, Lessiter Media, Brookfield/WI – Michaela Paukner (Redakteurin)